Künstliche Intellligenz (KI) hat in atamberaubenden Tempo unser Leben durchdrungen und formt zunehmend unsere Zukunft. Mit der Bereitstellung eines Zugangs zu Künstlicher Intelligenz in Form von ChatGPT ist es kaum mehr möglich, diesen Trend zu ignorieren. Um zu verstehen, wo wir mit dieser Schlüsseltechnologie im 21. Jahrhundert hinsteuern, ist es hilfreich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und den Verlauf der Entwicklung nachzuvollziehen.
Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) und nimmt Sie mit auf eine Reise zu den KI-Architekten, die mit ihrer Forschung die Grundsteine für die heutige Revolution gelegt haben. Zudem wagen wir einen Ausblick in die Zukunft, in der KI eine noch bedeutendere Rolle spielen wird.
In sechs Abschnitten durchqueren wir verschiedene Zeitalter der Künstlichen Intelligenz – von den Vorläufern über die ersten Schritten in den 1950er Jahren, den sogenannten „KI-Winter“ bis hin zum Aufstieg des maschinellen Lernens und dem heutigen Stand von KI. Schließlich richten wir unseren Blick auf die Chancen und Risiken sowie die kommenden Jahre, in denen KI bedeutende soziale und ethische Herausforderungen mit sich bringen könnte.
Inhalt:
- Was ist Künstliche Intelligenz?
- Die Vorläufer der Künstlichen Intelligenz (1930er bis 1940er Jahre)
- Die Frühzeit der Künstlichen Intelligenz (1950er bis 1960er Jahre)
- Künstliche Intelligenz im „KI-Winter“ (1970er bis 1980er Jahre)
- Der Aufstieg des Maschinellen Lernens (1990er bis frühe 2000er Jahre)
- Durchbruch der Künstlichen Intelligenz im 21. Jahrhundert
- Bedeutende KI-Entwicklungen seit 2020
- Die KI-Strategie der Bundesregierung Deutschlands
- Die Zukunft der Künstlichen Intelligenz bis 2030

1. Was ist Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI) ist die Nachahmung menschlicher Fähigkeiten durch Maschinen, insbesondere Kompetenzen wie logisches Denken, Lernen und Planen. Sie ermöglicht es Maschinen, Robotern und Fahrzeugen, ihre Umgebung wahrzunehmen, auf wahrgenommene Daten zu reagieren und selbstständig zu handeln. Künstliche Intelligenz (KI) ist heute allgegenwärtig, insbesondere in Bereichen wie Online-Shopping, Suchmaschinen, digitalen Assistenten, Robotik, Übersetzungstools und autonomes Fahren. Auch in spezielleren Gebieten wie Medizin und Cybersicherheit spielt KI eine wichtige Rolle.
Zukünftige KI-Anwendungen könnten erhebliche Veränderungen in unserem Alltag bewirken, wobei die Gesetzgeber momentan dabei sind, die Chancen und Risiken abzuwägen und mit einem legalen Rahmen zu koordinieren. Die globalen Umsätze mit KI-Anwendungen werden für 2025 auf etwa 31 Milliarden US-Dollar geschätzt. In der Industrie ist die Robotertechnik auf dem Vormarsch. Digitale Sprachassistenten wie Amazons Alexa, Google Assistant und Apples Siri sind tägliche Begleiter vieler Menschen, insbesondere im Haushalt. Autonomes Fahren rückt trotz anhaltender Sicherheitsbedenken zunehmend in den Fokus. Prognosen zufolge wird die Zahl der voll- und teilautomatisierten Pkw in Europa von 2018 bis 2030 auf rund 33 Millionen ansteigen.
Im Jahr 2017 führte Pegasystems eine Umfrage unter Deutschen durch, was es mit Künstlicher Intelligenz (KI) auf sich hat. Eine Mehrheit verstand darunter die Fähigkeit von Geräten und Software logisch zu denken (58 %), zu lernen (57 %) und Probleme zu lösen (52 %). Emotionen nannten dagegen nur 15 % als KI-Merkmal. Allerdings gab es auch Antworten wie „den menschlichen Geist kontrollieren“ oder „die Weltherrschaft übernehmen“.
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2. Die Vorläufer der Künstlichen Intelligenz (1930er)
Die Geschichte der Künstlichen Intelligenz beginnt viel früher als wir uns das bildlich vorstellen können. Obwohl er oft übersehen wird, könnte man den armenisch-französischen Erfinder Georges Artsrouni und seine „elektrische Gehirnmaschine“ als Vorläufer der Künstlichen Intelligenz bezeichnen. Schon in den 1930er Jahren verfolgte Artsrouni das Ziel, eine Maschine zu entwickeln, um Informationen zu speichern und abzurufen, was wir heute als Datenbanken kennen. Obwohl seine Arbeit nicht direkt mit dem heutigen Begriff „Künstliche Intelligenz“ assoziiert wird, hat Artsrouni einen wichtigen Beitrag zur Informationsverarbeitung und Datenanalyse geleistet, die wesentliche Komponenten der modernen KI sind.
3. Frühzeit der Künstlichen Intelligenz (1950er bis 1960er)
Die 1950er Jahre markieren die formelle Geburt der Künstlichen Intelligenz als wissenschaftliches Feld. Der Begriff „Künstliche Intelligenz“ wurde erstmals 1956 bei der berühmten Dartmouth-Konferenz geprägt, bei der die damaligen KI-Architekten zusammenkamen, um die Grundlagen und das Potenzial dieser aufstrebenden Forschung zu diskutieren. Mit dabei waren unter anderem John McCarthy und Marvin Minsky, zwei wichtige Pioniere auf diesem Gebiet. John McCarthy, der Organisator der Konferenz, gilt heute bei vielen als wahrer Schöpfer der neuen Disziplin. McCarthy selbst fühlte sich geehrt, aber in seinen Augen dürfe man Alan Turing nicht vergessen, der schon 1947 auf einem Symposium in Manchester die zentrale Frage der Künstlichen Intelligenz formulierte: „Können Maschinen denken?
In dieser Phase der Entwicklung war der Ansatz vom symbolischem Denken geprägt, bei dem Maschinen mit symbolischen Darstellungen von Problemen programmiert wurden, um menschenähnliche Fähigkeiten zur Problemlösung zu demonstrieren. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Schachprogramm von Allen Newell und Herbert A. Simon, das einen menschlichen Spieler simulieren konnte, indem es die besten Züge auf der Grundlage einer Baumstruktur von möglichen Spielzuständen auswählte.
3.1. Das Perzeptron von Frank Rosenblatt und NLP-Grundlagen
1958 präsentierte Frank Rosenblatt das Perzeptron, das als frühes Modell für künstliche neuronale Netze angesehen werden kann und eine wichtige Grundlage für die spätere Entwicklung des maschinellen Lernens und Deep Learning legte. Trotz seiner Begrenzungen hat das Perzeptron die Forschung in der KI maßgeblich vorangetrieben und ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der KI.
Einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten der Maschinen lieferte auch der Linguist und Philosoph Noam Chomsky, insbesondere im Bereich des Natural Language Processing (NLP). Eine seiner wichtigsten Arbeiten war die Theorie der „Generativen Grammatik“, die auf der Idee basierte, dass alle menschlichen Sprachen eine zugrundeliegende, universelle Grammatik teilen, womit er das Konzept des Natural Language Processing (NLP) einführte.
Ein konsequenter Meilenstein dieser Ära war ELIZA (1966), ein frühes Natural Language Processing (NLP) Programm, das von Joseph Weizenbaum am MIT entwickelt wurde. ELIZA war in der Lage, einfache Gespräche mit Benutzern zu führen, indem es vordefinierte Skripte verwendete, was einen bedeutenden Fortschritt in der Interaktion zwischen Mensch und Maschine darstellte.
Die KI-Architekten in dieser Phase haben damals den Grundstein für viele der modernen Konzepte und Technologien gelegt, die in den folgenden Jahrzehnten weiterentwickelt wurden. Es entwickelte sich ein Verständnis, wie maschinelles Denken funktionieren könnte.
4. Künstliche Intelligenz im KI-Winter (1970er bis 1980er)
Trotz der frühen Erfolge erfüllten viele Versprechen der Künstlichen Intelligenz nicht die Erwartungen. Maschinen vermochten es noch nicht, die Komplexität menschlicher Intelligenz zu erreichen – es mangelte an ausreichenden Hard- und Software-Ressourcen. In dieser Phase, bekannt als der erste „KI-Winter“, erlebten die Wissenschaftler Rückschläge, Skepsis und eine spürbare Verlangsamung des Fortschritts. Es war eine Phase der Ernüchterung und Konsolidierung, in der die führenden KI-Architekten gezwungen waren, ihre Ziele und Methoden zu überdenken.
Die technischen und theoretischen Grenzen schienen überwältigend, und der Traum von menschenähnlichen Robotern blieb unerfüllt. Interesse und Finanzierung ließen nach, wie der britische Lighthill-Report von 1973 verdeutlichte, ein Phänomen, das auch in den USA spürbar war.
Trotz dieser Herausforderungen gab es signifikante Fortschritte in Teilbereichen der KI, wie beispielsweise bei den ersten Expertensystemen MYCIN in der medizinischen Diagnostik und DENDRAL in der organischen Chemie. Im Bereich der Computerspiele prägten Michael Toy, Glenn Wichman und Ken Arnold mit ihrem komplexen UNIX-basierten Spiel „Rogue“ die prozedurale Erzeugung des Spiels. Der Reiz des extrem simpel aufgebauten Spiels bestand darin, dass es ohne langwieriges Studium einer Anleitung spielbar war und jede Partie vollkommen neu generiert wird. Wiederholungen sind ausgeschlossen und der Spieler weiß nie, was ihn genau erwartet. Judea Pearl legte mit seinen Bayes’schen Netzwerken den Grundstein für den Umgang mit Unsicherheit in KI-Systemen.
4.1. Backpropagation-Algorithmus und Convolutional Neural Networks (CNNs)
Ein weiterer wichtiger Schritt war die Entwicklung des Backpropagation-Algorithmus. David Rumelhart, Geoffrey Hinton und Ronald Williams hatten diesen in den 1980er Jahren populär gemacht. Er revolutionierte die Art und Weise, wie neuronale Netze trainiert wurden. Durch ihre Forschung konnten sie zeigen, wie Backpropagation zur Lösung komplexer Probleme eingesetzt werden kann. Damit legten sie den Grundstein für den Erfolg von tiefen neuronalen Netzen in den folgenden Jahrzehnten.
Parallel dazu entwickelten Yann LeCun, Yoshua Bengio und Patrick Haffner sogenannte Convolutional Neural Networks (CNNs), die insbesondere die Bilderkennung revolutionierten. Michael Jordan verbesserte mit seiner Arbeit an rekurrenten neuronalen Netzwerken (RNNs) die Verarbeitung von Sequenzdaten wie Text oder Sprache.
5. Der Aufstieg des Maschinellen Lernens (1990er bis frühe 2000er)
Die 1990er Jahre kennzeichneten den Beginn einer neuen Ära der Künstlichen Intelligenz. Sie war geprägt vom Aufstieg des Maschinellen Lernens (ML), das auf datenbasierten Algorithmen basiert. Diese Ära führte uns zu Anwendungen wie in der Suchmaschine von Google und Empfehlungssysteme wie bei Amazon.
In dieser Phase profitierte die KI-Forschung von einer Kombination begünstigender Faktoren, darunter die zunehmende Verfügbarkeit von Daten und die Fortschritte in der Rechenleistung der Computer. Maschinelles Lernen ermöglichte den Fortschritt bis hin zur Bewältigung komplexer und nuancierterer Aufgaben durch Maschinen. Ein wichtiger Meilenstein war der Sieg des Schach-Computers Deep Blue im Jahr 1997 gegen den damaligen Weltmeister Garry Kasparov. Dieser Moment erbrachte den lang ersehnten Beweis, dass KI-Systeme in der Lage sein könnten, das menschliche Gehirn in komplexen Spielen zu übertreffen.
Forscher wie Geoffrey Hinton, Yann LeCun und Yoshua Bengio trieben gleichzeitig die Entwicklung von Deep Learning voran. Dabei handelt es sich um eine spezielle Form des ML, das auf künstlichen neuronalen Netzen basiert. Dies war die Basis für bedeutende Fortschritte in der Spracherkennung und maschineller Übersetzung.
Zudem waren die 1990er Jahre geprägt von der Entwicklung von Support Vector Machines (SVMs) und Random Forests. Diese Techniken erweiterten das Arsenal der ML-Methoden und trugen zu seiner breiten Anwendung in einer Vielzahl von Bereichen bei. In den frühen 2000er Jahren trug die KI-Forscherin Fei-Fei Li maßgeblich zur Fortentwicklung der KI bei. Sie leitete das Projekt ImageNet, eine Datenbank mit Millionen von annotierten Bildern, die die Forschung im Bereich des maschinellen Sehens revolutionierte.
6. Durchbruch der künstlichen Intelligenz im 21. Jahrhundert
Das 21. Jahrhundert markiert eine Ära wichtiger Durchbrüche und signifikanter Fortschritte in der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI), die nun exponentielles Wachstum verzeichnet. Solche Fortschritte wurden maßgeblich durch bahnbrechende Verbesserungen in der Hardware mit immenser Zunahme der Rechenleistung (GPUs/TPUs), der Verfügbarkeit riesiger Datenmengen (Big Data) und Fortschritten in Algorithmen und Modellen (wie CNNs, RNNs, neuronale Netze, Transformer-Modelle) ermöglicht.
6.1. Neuronale Netze und Deep Learning
Ein bedeutender Durchbruch war die Einführung von AlexNet (2012), einem sogenannten „tiefen“ neuronalen Netzwerk, das von Alex Krizhevsky entwickelt wurde. AlexNet dominierte den damaligen ImageNet-Wettbewerb und unterstrich die wachsende Bedeutung des Deep Learning, einer Spezialdisziplin des maschinellen Lernens. Es stützte sich auf künstliche neuronale Netze mit mehreren Schichten, um aus Daten zu lernen und Prognosen zu treffen.
Es folgte word2vec von Thomas Mikolov (2013), ein Tool, das bedeutende Fortschritte in der natürlichen Sprachverarbeitung ermöglichte. Ian Goodfellow faszinierte im folgenden Jahr die KI-Forscher (2014) mit der Einführung der Generative Adversarial Networks (GANs), womit sich realistische Bilder generieren lassen.
Ab 2015 beschleunigte sich die Bedeutung und der Aufstieg des maschinellen Lernens, insbesondere Deep Learning. Diederik Kingma und Max Welling entwickelten die Diffusion Models (2015), eine neue Modellklasse im maschinellen Lernen.
6.2. Large Language Models (LLM)
Die Large Language Models (LLMs) von Google (2017) leiteten ein Paradigmenwechsel in der natürlichen Sprachverarbeitung ein. Deren Training erfolgte auf Basis riesiger Textmengen, um im Ergebnis menschenähnliche Texte zu erzeugen oder Aufgaben in der natürlichen Sprachverarbeitung durchzuführen. Nur ein Jahr später präsentierte Google BERT (2018), ein Transformer-basiertes Modell, das die Bedeutung von Sprachmodellen in der KI-Entwicklung noch weiter unterstrich. Im selben Jahr stellte DeepMind AlphaFold, ein KI-System, mit dem das Problem der Protein-Faltung gelöst werden konnte. Die Auswirkungen auf die Forschung in der Biomedizin waren enorm.
6.3. ChatGPT und Dall-E von OpenAI
OpenAI betrat 2018 die KI-Bühne mit seinem Sprachmodell ChatGPT und führte 2021 Dall-E ein, das Bilder auf Basis von Textbeschreibungen erzeugen kann. Schon 2020 folgte das GPT-3 Modell, eine deutliche Verbesserung gegenüber GPT-2. GPT-3 hat in vielerlei Hinsicht Maßstäbe gesetzt, insbesondere im Hinblick auf die Fähigkeit, menschenähnliche Texte zu generieren. Mit GPT-3 hat OpenAI gezeigt, wie Large Language Models komplexe Aufgaben wie das Verfassen von Essays, Übersetzungen und sogar einfache Programmieraufgaben durchführen können.
Seit März 2023 haben wir die Möglichkeit, mit GPT-4 zu arbeiten, das auf Basis der vorherigen Modelle weiterhin verbessert wurde und nun noch größere, komplexere Aufgaben bewältigen kann. Bis auf weiteres werden die Large-Language-Modells (LLMs) wohl eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung der KI spielen. OpenAI macht aber auch erhebliche Fortschritte im Bereich der Allgemeinen Künstlichen Intelligenz (AGI). Die Vision des Unternehmens besteht darin, KI-Systeme zu entwickeln, die Aufgaben mit der gleichen Effizienz und Flexibilität erledigen können wie ein Mensch.
7. Bedeutende KI-Entwicklungen seit 2020
Ein Team der Stanford University hat Sophia entwickelt, einen neuen Ansatz zur Beschleunigung des Vortrainings großer Sprachmodelle (LLMs), der doppelt so schnell sein soll wie bisherigen Methoden. Large Language Models (LLMs) sind sehr teuer im Vortraining und daher oft nur für große, gut finanzierte Technologieunternehmen zugänglich. Sophia soll das ändern, indem die Zeit des Vortrainings halbiert wird.
8. Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI) hat sich zu einem bedeutenden Motor für Innovationen und Wachstum entwickelt, der in einer Vielzahl von Bereichen immense Chancen für Wirtschaft, Gesellschaft und Sicherheit bietet, aber in anderen auch erhebliche Risiken birgt.
8.1. Chancen der Künstlichen Intelligenz
Die Chancen der künstlichen Intelligenz (KI) sind vielfältig. Besonders hervorzuheben ist das Potenzial für Wirtschaftswachstum und Produktivitätssteigerungen. Ein wesentlicher Vorteil liegt in den Fortschritten, die KI in der Datenverarbeitung gemacht hat. Sie ermöglicht effiziente Analysen großer Datenmengen und die Ableitung nützlicher Informationen und Vorhersagen. Dies erleichtert Unternehmen und Organisationen fundierte Entscheidungen und die Optimierung von Prozessen. Des Weiteren bietet KI signifikante Verbesserungen im Gesundheitswesen, etwa durch präzisere Diagnoseverfahren oder individualisierte Therapien. Außerdem kann KI den Zugang zu Bildung und Informationen erleichtern, beispielsweise durch personalisierte Lernprogramme oder intelligente Suchmaschinen. Eine kontroverse Debatte gibt es noch zur Rolle der KI in Bezug auf die Verkehrssicherheit, insbesondere in der Anwendung bei selbstfahrenden Fahrzeugen.
Durch die Automatisierung von gefährlichen Arbeitsschritten kann KI zur Erhöhung der Arbeitsplatzsicherheit beitragen. Unternehmen können durch die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen profitieren, den Kundenservice optimieren und die betriebliche Produktivität steigern. KI findet auch in der öffentlichen Verwaltung Anwendung, wo vor allem die Kostensenkung und die Nachhaltigkeit von Prozessen im Vordergrund stehen. Ein prominentes Beispiel ist der Einsatz von KI zur Umsetzung der Ziele des Grünen Deals, etwa durch effizientere Energieverwaltung oder Optimierung von Abfallwirtschaftsprozessen.
8.2. Risiken der Künstlichen Intelligenz
Ungeachtet der Chancen birgt die zunehmende Abhängigkeit von KI-Systemen auch erhebliche Risiken. Eine große Sorge betrifft die Frage der Haftung bei Schäden, die durch Künstliche Intelligenz verursacht werden. Gesetzgeber müssen klären, wer im Falle eines Unfalls mit einem autonomen Fahrzeug oder Roboter die Verantwortung trägt – der Eigentümer, der Hersteller oder der Programmierer.
KI-Systeme bergen auch Risiken für demokratische Grundprinzipien und Grundrechte im Besonderen, da sowohl Algorithmen als auch die zugrundeliegenden Daten verzerrt oder manipuliert sein können, was zu diskriminierenden oder falschen Entscheidungen führen könnte. Deepfakes könnten dazu genutzt werden, einzelne oder mehrere Menschen mit künstlich erstellten Videos oder Audiodateien zu ungewollten Handlungen oder negativen Entscheidungen zu bewegen. Zudem bestehen berechtigte Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von KI auf Privatsphäre und Datenschutz, insbesondere wenn diese für Gesichtserkennung oder Online-Tracking eingesetzt werden.
Die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt sind noch unklar. Es besteht jedoch die Befürchtung, dass der großflächige Einsatz von KI in Unternehmen etliche Arbeitsplätze kosten könnte, obwohl ohen Zweifel auch neue Stellen geschaffen werden. Dennoch erwarten die Experten, dass KI die digitale Kluft (digital gap) weiter vergrößert. Sie warnen zudem vor der Gefahr, dass KI für Cyberangriffe genutzt werden könnte, was erhebliche Sicherheitsrisiken birgt.
Ein weiteres Risiko besteht in der Abhängigkeit von KI-Systemen und dem Verlust menschlicher Fähigkeiten. Die zunehmende Automatisierung von Aufgaben könnte dazu führen, dass Menschen bestimmte Fähigkeiten verlieren oder nicht mehr erlernen.
9. Die KI-Strategie der Bundesregierung Deutschlands (2020)
Die Bundesregierung verfolgt seit 2018 eine Strategie, um Künstliche Intelligenz (KI) zu fördern und den Einsatz in verschiedenen Sektoren zu unterstützen. Die Bedeutung der Künstlichen Intelligenz für die Zukunft der Wirtschaft und Gesellschaft ist eklatant wichtig. Daher ist es unabdingbar, dass Deutschland und die Europäische Union eine führende Rolle in ihrer Entwicklung und Anwendung einnehmen. Allerdings besteht diesbezüglich noch Aufholbedarf gegenüber den Konkurrenten USA und China.
Die KI-Strategie der Bundesregierung konzentriert sich auf drei Schlüsselbereiche:
- Förderung der Forschung und Entwicklung: Die Bundesregierung will Forschung und Entwicklung im Bereich der KI stärken und unterstützen, um die wissenschaftliche Expertise in Deutschland zu verbessern. Dazu gehört die Schaffung von neuen Forschungsinstituten, die Bereitstellung von Mitteln für Forschungsprojekte und die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
- Anwendung der KI in der Wirtschaft: Die KI-Strategie der Bundesregierung zielt darauf ab, die Implementierung und Nutzung der KI-Anwendungen in der deutschen Wirtschaft zu fördern.
- Auswirkungen auf die Gesellschaft und Ethik regulieren: Die KI-Strategie betont auch die Notwendigkeit, die gesellschaftlichen Auswirkungen der KI zu überwachen und zu regulieren. Es geht vor allem um die Sicherstellung, dass Künstliche Intelligenz und ihre spezifischen Anwendungen ethischen Normen entsprechen und Grundrechte respektiert werden. Ein bedeutender Aspekt ist auch die Ausbildung und Umschulung von Arbeitnehmern, um sie auf die Veränderungen am Arbeitsplatz vorzubereiten.
Die KI-Strategie der Bundesregierung Deutschlands verfolgt in diesem Sinne einen umfassenden Ansatz, um maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung, Anwendung und Regulierung der Künstlichen Intelligenz zu behalten. Es geht um die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auch im Rahmen der Digitalen Transformation.
10. Die Zukunft der Künstlichen Intelligenz bis 2030
Die Zukunft der künstlichen Intelligenz (KI) ist ein Geflecht aus faszinierenden Möglichkeiten und zugleich ernsten Bedenken, eine Mischung aus verlockenden Potenzialen, anspruchsvollen Herausforderungen, bedrohlichen Risiken und zerstörerischen Gefahren. Diese Dualität von Chancen und Risiken prägt das Bild der KI-Zukunft. Es obliegt uns, diese Technologie verantwortungsbewusst zu handhaben und zu regulieren, um ein Gleichgewicht zwischen dem Nutzen und dem Schutz der Menschheit herzustellen.
Die Ausbreitung von KI-Systemen und Anwendungen wird zweifellos tiefgreifende Veränderungen in unserem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Miteinander hervorrufen. Ob diese Veränderungen eine Verbesserung oder Verschlechterung unseres Lebens mit sich bringen, bleibt abzuwarten. Ich wage jedoch die Prognose, dass sich die digitale Kluft zu einem tiefen Canyon ausweiten wird.
KI beinhaltet das Versprechen, eine Vielzahl drängender Herausforderungen unserer Zeit zu adressieren und möglicherweise sogar zu lösen. Dies reicht von der Optimierung der medizinischen Diagnose und Behandlungsmethoden bis hin zu Lösungsansätzen gegen den Klimawandel und Effizienzsteigerungen in Landwirtschaft und Verkehr.
Doch die mit KI-Sytemen verbundenen Gefahren kann man nicht übersehen. Bei Themen wie Arbeitsplatzverlust durch Automatisierung oder Schutz der Privatsphäre in unserer zunehmend vernetzten Welt sehe ich nicht nur unbeantwortete Fragen, sondern auch wachsende Bedenken. Die verlockende Aussicht auf eine lückenlose Überwachung bis in die intimsten Bereiche des Privatlebens lässt das Herz vieler Bürokraten in den Sicherheitsbehörden schon höher schlagen.
Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) in autonomen Waffensystemen ist bereits Realität und wirft ebenfalls ernsthafte ethische und sicherheitsrelevante Fragen auf. Diese Technologien haben das Potential, Kriegsführung grundlegend zu verändern, da sie Ziele ohne menschliches Eingreifen auswählen und bekämpfen. Zudem sind diese autonomen Waffensysteme in der Lage, schneller und präziser zu agieren, wodurch sich die Risiken einer Eskalation signifikant erhöhen. Wie wir aktuell in der Ukraine sehen, sind viele international anerkannte Regeln zum Schutz der Bevölkerung im Krieg nicht viel mehr als bedrucktes Papier.
11. Fazit und Ausblick
Die Probleme sind komplex und es ist unwahrscheinlich, dass die Entwicklung dieser Technologie aufzuhalten ist. Daher ist es notwendig, effektive Kontrollmechanismen und Regelungen zu schaffen, um potenzielle Missbräuche und Risiken zu minimieren. Die wichtigsten Wirtschaftsnationen der Welt müssten den Dialog auf internationaler Ebene zu diesem Thema dringend fortsetzen und intensivieren. Allerdings ist eine solche Entwicklung momentan nicht erkennbar, ganz im Gegenteil. Anzeichen für ein technologisches Wettrüsten zwischen den USA und China sind unübersehbar.
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