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Die Geschichte der Anglo-Persian Oil Company

Die Geschichte der Anglo-Persian Oil Company (APOC), heute bekannt als British Petroleum oder BP, begann im April 1909. Das Unternehmen spielte eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Ölindustrie im heutigen Iran und versorgte bereits kurz nach seiner Gründung die Royal Navy des Vereinigten Königreichs mit Öl. Die Entstehung der APOC zu Beginn des 20. Jahrhunderts kennzeichnet nicht nur die Anfänge der Ölförderung im Mittleren Osten, sondern auch die tiefgreifenden Wechselwirkungen zwischen der Geopolitik und der Ölindustrie vor und nach den beiden Weltkriegen. Dieser Artikel gibt einen wichtigen Überblick über die Ursprünge des Unternehmen, beleuchtet die frühen Herausforderungen und Schlüsselmomente, die schließlich zur Transformation in eines der größten Energieunternehmen der Welt führten.

Inhalt:

  1. Vorgeschichte zur Gründung der Anglo-Persian Oil Company
  2. Gründung der Anglo-Persian Oil Company (APOC)
  3. Expansion der APOC vor dem Ersten Weltkrieg
  4. Weitere Entwicklung während der 1920er-Jahre
  5. Die Mitte des 20. Jahrhunderts
  6. Nationalisierung der Ölindustrie im Iran
  7. Lösung und Bildung eines Konsortiums

1. Vorgeschichte zur Gründung der Anglo-Persian Oil Company

Die Vorgeschichte zur Gründung der Anglo-Persian Oil Company (APOC) und der Eintritt des heutigen Irans in das große Spiel ums Öl begann mit einem Besuch von Antoine Ketābči Khan auf der Pariser Ausstellung von 1900, um in Europa einen finanzkräftigen Investor für die Suche nach Öl in seinem Land zu finden. Ketābči nahm zunächst mit Sir Henry Drummond Wolff Kontakt auf, dem ehemals britischen Minister in Teheran (1887-1890). Dieser empfahl ihm William Knox D’Arcy, einen britischen Unternehmer, der in Australien ein riesiges Vermögen mit Goldminen angehäuft hatte.

1.1. Beginn der Verhandlungen zwischen D’Arcy und dem Schah von Persien

Angesichts der Rivalität des Vereinigten Königreichs mit dem zaritisches Russland in Persien, war der britische Unternehmer William Knox D’Arcy eine geeignete Figur, um den Einfluss Großbritanniens in Persien zu stärken. Hierbei könnte eine Ölkonzession hilfreich sein, das Gleichgewicht gegenüber Russland zu wahren. Und so unterstützte Großbritannien das Vorhaben, mit der offiziellen Erlaubnis des Schah in Persien nach Öl zu suchen. Vor diesem Hintergrund trafen die Vertreter des millionenschweren Unternehmers D’Arcy im April 1901 in Teheran zu langwierigen Verhandlungen mit dem Schah ein.

1.2. Erteilung der D’Arcy-Konzession

Da der verschwenderische Moẓaffar-al-Din Schah und seine Regierung dringend auf Bargeld angewiesen waren, gewährten sie D’Arcy am 28. Mai 1901 eine umfassende Konzession gegen eine Zahlung von 20.000 Britischen Pfund in bar und eine jährliche Lizenzgebühr von etwa 16% der jährlichen Nettogewinne. Sie beinhaltete das exklusive Recht zur Erkundung und Erdölförderung im gesamten Land. Ausgenommen blieben nur die fünf nördlichen Provinzen Aserbaidschan, Gilān, Mazandarān, Astarābād und Chorasan, die zum Einflussbereich Russlands gehörten.

Da D’Arcy weder über eine Organisation noch eine Firma verfügte, stellte er George Reynolds ein, einen Absolventen des Royal Indian Engineering College mit Bohrerfahrung in Sumatra, um das Erkundungs- und Bohrteam zusammenzustellen und zu leiten. Dieses begann umgehend mit der Suche nach Ölvorkommen in Chia Surkh im Westen des heutigen Irans. Nach den ersten Ölfunden gründete D’Arcy 1903 die First Exploitation Co. Ltd. (FEC), was allerdings etwas verfrüht war, da die Quelle nur wenig Öl lieferte.

1.3. D’Arcy erhält finanzielle Unterstützung durch die Burmah Oil Company

Die Suche nach Öl schritt voran, aber die horrenden Kosten zwangen D’Arcy dazu, finanzielle Unterstützung zu suchen, um die Konzession aufrechterhalten zu können. Im April 1904, weniger als drei Jahre nach dem Beginn der Erkundung, stand William Knox D’Arcy und seine First Exploitation Co. Ltd. (FEC) kurz vor dem Zusammenbruch. Die britische Regierung war alarmiert, dass D’Arcy die Konzession die Nobel-Brüder aus Schweden oder das französische Bankhaus Rothschild verkaufen könnte, die schon viel Geld in den Aufbau der Ölindustrie in Baku am Kaspischen Meer investiert hatten. Um den Einfluss Großbritanniens in Persien zu sichern, veranlasste die Britische Regierung die Burmah Oil Company, eine Partnerschaft mit D’Arcy zu schließen, die schließlich 1905 vertraglich besiegelt wurde.

1.4. D’Arcy findet Öl im Südwesten von Persien

Es folgte eine Verlagerung der Ölsuche nach Maidān-e-Naftān (Ebene des Öls), ein Gebiet im Südwesten Persiens, wo ein Bohrturm in Masjed-e Soleymān errichtet wurde. Am Morgen des 26. Mai 1908 schoss das erste Öl aus dem Bohrloch. Dieser Ölfund im Südwesten des heutigen Irans war umso entscheidender, nachdem weder D’Arcy noch die britische Burmah Oil Company bereit waren, die erfolglose Suche nach Öl in Persien weiter zu finanzieren.

2. Gründung der Anglo-Persian Oil Company (APOC)

Am 15. April 1909 folgte bereits die Gründung der Anglo-Persian Oil Company (APOC), die in der Geschichte der Ölförderung im heutigen Iran den Startschuss darstellte. Die Aktiengesellschaft (1935 unbenannt in Anglo-Iranian Oil Company) hatte ein Grundkapital von 1 Mio. Britischen Pfund und war eine nahezu 100%-Tochter der britischen Burmah Oil Company. William Knox D’Arcy wurde für seine bisherigen Ausgaben entschädigt, erhielt Aktien im Marktwert von 895.000 Britischen Pfund und wurde in den Vorstand berufen, dem er bis zu seinem Tod angehörte.

Die D’Arcy-Konzession wurde gegen eine unbekannte Ablösezahlung auf die APOC übertragen, sodass der Schah von Persien fortan nicht mehr an den Öleinnahmen der Gesellschaft beteiligt war, die das Ölgeschäft betrieb. Für den Standort der Raffinerie und der Verladestation wählte APOC die Stadt Abadan, eine lange, schmale Insel im erweiterten Mündungsgebiet der Flüsse Tigris, Euphrat und Kārun.

3. Expansion der APOC vor dem Ersten Weltkrieg

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