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William Knox D’Arcy

William Knox D’Arcy ist eine der wichtigsten Schlüsselfiguren im großen Spiel ums Öl im Iran. Sein entschlossenes Auftreten markierte den Beginn der kommerziellen Suche und Exploration des schwarzen Goldes im Nahen Osten. Die D’Arcy-Konzession war das erste wegweisende Öl-Abkommen vor Ausbruch des 1. Weltkriegs. Es verlangte von den Akteuren enorme Weitsicht und großen Mut.

Inhalt:

  1. William Knox D`Arcy und der Goldrausch
  2. Bericht über Erdölvorkommen in Persien
  3. Großbritannien und die D’Arcy-Konzession
  4. Erfolglose Suche nach Erdöl in Persien
  5. Verkauf der D’Arcy-Konzession
  6. Gründung der Anglo-Persian Oil Company (APOC)
  7. Winston Churchill und die Übernahme der APOC
  8. Gründung der

1. William Knox D`Arcy und der Goldrausch

William Knox D’Arcy, geboren am 11. Oktober 1849 in England, war eine der ersten Schlüsselfiguren im großen Spiel ums Öl. Seine Kindheit verbrachte er in Queensland in Australien, wohin er 1866 mit seinen Eltern auswanderte. Hier erlebte er den Goldrausch, der mit dem ersten bedeutenden Goldfund 1851 nahe Bathurst in New South Wales ausgelöst wurde. Es folgten weitere Goldfunde in Ballarat und in Bendigo in Victoria. Tausende von Goldsuchern aus der ganzen Welt reisten daraufhin nach Australien, in der Hoffnung, ihr Glück mit Gold zu machen, was die Gesellschaft und Wirtschaft in Australien radikal veränderte.

Nach einem Studium der Rechtswissenschaften begann D’Arcy seine Karriere zunächst als Rechtsanwalt in der Kanzlei seines Vaters, bevor er sich selbständig machte. Er erwies sich als erfolgreicher Unternehmer und Anwalt im Umgang mit den Herausforderungen des Minengeschäfts in Australien. In den frühen 1880er-Jahren beteiligte er sich an einem Syndikat, das sich auf die Ausbeutung der Mount Morgan Mine in Queensland in Australien konzentrierte.

Seine Beteiligung und die Umwandlung des Syndikats in die Mount Morgan Gold Mining Company im Jahr 1886 waren entscheidende Faktoren auf seinem Weg zu einem der wohlhabendsten Männer in Australien. Dank seiner juristischen Ausbildung spielte er eine wichtige Rolle bei der Sicherung und Verteidigung der Schürfrechte gegen konkurrierende Ansprüche. Dieser Beitrag zum Unternehmenserfolg und seine Rolle als Gründungsgesellschafter bescherten D’Arcy 1886 eine bedeutende Anzahl von Aktien, die im Zuge der Umwandlung des Unternehmens in die Mount Morgan Gold Mining Company ausgegeben wurden.

Die Mount Morgan Mine entpuppte sich als eine der ergiebigsten Goldminen Australiens. Ein spektakulärer Anstieg der Aktienkurse machte D’Arcy zu einem der reichsten Männer der Welt, was die Grundlage für seine späteren Unternehmungen und sein Engagement im damaligen Persien des frühen 20. Jahrhunderts sein sollte.

2. Bericht über Erdölvorkommen in Persien

Nahezu zeitgleich mit dem Ende des Goldrausches in Australien veröffentlichte der renommierte Archäologe Jacques de Morgan in dem angesehenen Magazin „Les annales des Mines“ einen Bericht über die Entdeckung von Erdölvorkommen, die sich nahe Qasr-e Schirin im heutigen Iran befanden. Diese Ausgrabungsstätte war vor allem durch die Arbeiten des französischen Ehepaars Marcel und Jane Dieulafoy bekannt geworden.

Morgans Entdeckung zog rasch die Aufmerksamkeit mehrerer Personen auf sich, darunter Antoine Kitabgi Khan, ein pensionierter Generaldirektor des persischen Zollwesens. Angesichts des Potenzials dieser Erdölfunde nahm Kitabgi Khan mit Sir Henry Drummond Wolff in London Kontakt auf, dem ehemaligen britischen Botschafter in Persien. Er kontaktierte ihn mit der Frage, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Zukunft des heutigen Irans haben sollte: Besteht ein Interesse Großbritanniens an der Erschließung der persischen Ölvorkommen?

3. Großbritannien und die D’Arcy-Konzession

Im Zuge der beginnenden industriellen Revolution und des globalen Wettrennens um die neue fossile Energiequelle begannen die ersten Verhandlungen zwischen dem britischen Botschafter in Teheran, Hardinge, und Mirza Ali Asghar Khan Amin as-Soltan, dem damaligen Premierminister Persiens, der sich vehement für die Vergabe der Konzession an eben jenen William Knox D’Arcy aussprach.

Letztendlich führten die Verhandlungen am 28. Mai 1901 zur Unterzeichnung eines Vertrages über die sogenannte D’Arcy-Konzession durch den Schah Mozaffar ad-Din. Gegenstand des Vertrages war eine 60-jährige Konzession zur Erkundung und Erschließung von Erdöl auf einem Gebiet von unglaublichen 500.000 Quadratmeilen (ca. 805.000 km²). Als Gegenleistung wurde eine Zahlung von 20.000 £ in bar und eine 10-prozentige Beteiligung an einer noch zu gründenden Aktiengesellschaft vereinbart. Diese Vereinbarung erlaubte es Großbritannien unter der Leitung von D’Arcy, im damaligen Persien nach Erdöl zu suchen und sämtliche Erdölvorkommen zu erschließen.

Nur die nördlichen Provinzen des heutigen Irans waren von dem Konzessionsgebiet ausgenommen, da sie unter russischem Einfluss standen. Darüber hinaus musste sich D’Arcy verpflichteten, sämtliche Kosten der Suche und Erschließung von Erdöl zu übernehmen. Im Gegenzug erhielt er 90% der Anteile an der ersten Verwertungsgesellschaft. Ein weiterer bedeutender Aspekt der Konzession war die Vereinbarung, dass nach ihrem Ablauf im Jahr 1961 sämtliche Immobilien der Verwertungsgesellschaft in das Eigentum des Persischen Schahs übergehen sollte.

4. Erfolglose Suche nach Erdöl in Persien

Ein Bohrteam unter der Leitung von George B. Reynolds begann umgehend mit der Suche nach Ölvorkommen in Chia Surkh im Westen des heutigen Irans. Nach ersten Ölfunden 1903 gründete D’Arcy die First Exploitation Co. Ltd (FEC). Dieser Schritt war allerdings etwas verfrüht, da die Quelle zu wenig Öl lieferte, um sie wirtschaftlich ausbeuten zu können.

Daraufhin ließ D’Arcy die Ölsuche in ein Gebiet verlegen, das von den Bachtiaren bewohnt war. Um sich deren Schutz der Ölanlagen und Pipelines zu sichern, schloss er mit den Stammesführern einen gesonderten Konzessionsvertrag, in dem den Stammesführern eine Beteiligung von 3 % an allen Einnahmen aus ihrem Bezirkes plus eine jährliche Zahlung von £ 3.000 zusagte.

5. Verkauf der D’Arcy-Konzession

Bis Ende 1905 hatte D’Arcy bereits einen großen Teil seines Vermögens in die Suche nach Erdöl investiert, ohne dass sein Team nennenswerte Erdölvorkommen finden konnte. D’Arcy begann daraufhin mit Verhandlungen über den Verkauf seiner Konzession an die französische Linie der Rothschilds.

Auf Intervention der britischen Admiralität übernahm die Burmah Oil Company im Jahre 1905 seine Konzession. D’Arcy erhielt zum Ausgleich 170.000 Aktien von Burmah Oil und einen nicht näher bekannten Betrag in bar.

Im Mai 1908, also nur drei Jahre nach Übernahme der D’Arcy-Konzession, stieß eine Bohrung in Masdsched Soleyman im Südwesten des heutigen Irans auf Öl. Burmah Oil hatte dort eines der größten Ölfelder der Welt entdeckt.

6. Gründung der Anglo-Persian Oil Company (APOC)

Die anschließende Gründung der Anglo-Persian Oil Company (APOC) am 15. April 1909 war weiterer wichtiger Meilenstein in der Geschichte der globalen Ölindustrie. Sie markierte den Beginn der kommerziellen Ölförderung im Nahen Osten.

Die Aktiengesellschaft hatte ein Grundkapital von 1 Mio. Britischen Pfund und war eine nahezu 100%-Tochter der britischen Burmah Oil Company. Es war das erste Unternehmen, das im Nahen Osten nennenswert Öl förderte. D’Arcy wurde in den Vorstand berufen und übte diese Tätigkeit bis zu seinem Tode aus.

Die D’Arcy-Konzession wurde gegen eine unbekannte Ablösezahlung auf die APOC übertragen, sodass der persische Shah fortan nicht mehr an den Öleinnahmen der Gesellschaft beteiligt war, die das Ölgeschäft betrieb. Für den Standort der Raffinerie und der Verladestation für Tanker wählte APOC die Stadt Abadan, die im Gebiet des Sheikh Khaz’al von Mohammerah lag.

7. Winston Churchill und die Übernahme der APOC

Das Jahr 1912 war ein Wendepunkt für die Anglo-Persian Oil Company (APOC). Diese befand sich seit ihrer Gründung im Jahre 1909 in einer kritischen finanziellen Lage, da sie finanziell weitgehend von der Burmah Oil Company abhängig war. Die Geschäftsführer der Burmah Oil Company waren allerdings nicht mehr bereit, weitere Finanzmittel bereitzustellen.

Eine nachhaltige Lösung kam erst durch die britische Regierung zustande, insbesondere unter der Initiative von Winston Churchill, damals noch erster Lord der Britischen Admiralität. Churchill erkannte die strategische Bedeutung einer zuverlässigen Ölversorgung für die Royal Navy, die zum damaligen Zeitpunkt ihre Kriegsschiffe von Kohle- auf Ölantrieb umstellte. Er verhandelte mit dem Vorstand der Burmah Oil Company über eine Übernahme der Mehrheit an der APOC gegen eine Zahlung von 2.001.000 Britischen Pfund. Zusätzlich wurde ein langfristiger Liefervertrag zwischen der APOC und der Royal Navy abgeschlossen, um eine stabile Ölversorgung zu gewährleisten.

Diese Schritte waren nicht nur entscheidend für die Überlebensfähigkeit der APOC, sondern auch für die strategische Positionierung als Seemacht und auf dem globalen Energiemarkt. Durch die Sicherung der Ölversorgung aus dem Iran konnte die Royal Navy ihre globale Präsenz stärken und Großbritannien seine Interessen in der geopolitisch wichtigen Region des Nahen Ostens besser wahren.

8. Beteiligung der APOC an der Turkish Petroleum Company (TPC)

Nur wenige Jahre vor Ausbruch des 1. Weltkriegs beteiligte sich die Anglo-Persian Oil Company (APOC) im Jahre 1908 mit 50% an der Turkish Petroleum Company (TPC), die unter anderem von dem armenischen Unternehmer und Ölhändler Calouste Gulbenkian mitgegründet wurde. Die TPC wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, Konzessionen für das Gebiet des Osmanischen Reichs zu erwerben, um im damaligen Mesopotamien nach Öl zu suchen.

Die Aktionäre bestanden neben Calouste Gulbenkian aus einer Gruppe großer europäischer Unternehmen, darunter die Deutsche Bank AG, die Anglo Saxon Oil Company (eine Tochtergesellschaft der Royal Dutch Shell) und die Nationalbank der Türkei (ein britisches Unternehmen). Größter Einzelaktionär war die von der britischen Regierung kontrollierte Anglo-Persian Oil Company (APOC), die bis 1914 die Hälfte der Aktien der TPC hielt. Die TPC erhielt ein Versprechen für eine Konzession von der osmanischen Regierung, aber der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 stoppte alle diesbezüglichen Pläne.

Dieser Artikel ist Teil meines Projekts „Das große Spiel ums Öl“.

William Knox D’Arcy
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