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Carl von Linde und die Erfindung der Kältemaschine

Carl von Linde, geboren am 11. Juni 1842 in Berndorf bei Thurnau, war ein deutscher Erfinder, Ingenieur und erfolgreicher Unternehmer. Er starb am 16. November 1934 in München. Carl von Linde war nicht nur im Bereich der Kältetechnik ein herausragender Pionier, sondern auch in der Entwicklung weiterer chemischer Verfahren für industrielle Anwendungen. Das nach ihm benannte Linde-Verfahren ermöglichte es, Luft erstmals in großem Maßstab zu verflüssigen. Eine seiner bedeutendsten Erfindungen war die Kältemaschine, welche auch im Sommer dringend benötigtes Eis für die Bierkeller der Brauereien produzierte und die bis heute die technische Basis für Kühlschränke bildet. Als Wissenschaftler, Unternehmer und Lehrer hat er einen unschätzbaren Beitrag zum technischen Fortschritt im 19. und 20. Jahrhundert geleistet.

Inhalt:

  1. Kindheit, Ausbildung und Familie
  2. Carl von Linde und die Erfindung der Kältemaschine
  3. Carl von Linde gründet die Linde AG

1. Kindheit, Ausbildung und Familie

Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Kempten begann Carl von Linde 1861 ein Studium am Polytechnikum Zürich in der Schweiz, wo er allerdings wegen der Teilnahme an Studentenprotesten zwangsexmatrikuliert wurde. Anschließend arbeitete er bei mehreren Unternehmen in Deutschland, unter anderem bei Borsig in Berlin und Krauss & Comp. in München.

1866 heiratete er Helene Grimm, aus deren Ehe sechs Kinder entstammten, von denen die beiden Söhne Friedrich und Richard in die Firma des Vaters eintraten und dessen Lebenswerk fortsetzten.

2. Carl von Linde und die Erfindung der Kältemaschine

Bevor Carl von Linde die Grundlagen der modernen Kältetechnik entdeckte und 1871 die erste Kältemaschine auf Basis von Methyläther (Dimethylether) erfand, bestand in München von 23. April bis 29. September ein absolutes Brauverbot. Die Brauereien lagerten das im Winter und Frühjahr gebraute Bier in unterirdischen Bierkellern ein und kühlten es mit natürlichen Eisblöcken. Diese Bierkeller gab es vorwiegend unter dem Münchner Nockherberg und im Stadtteil München-Haidhausen. Somit war die Kältemaschine vor allem für die großen Münchner Brauereien eine nützliche Erfindung deutscher Ingenieurskunst, um das gebraute Bier durch den Sommer kühl zu lagern.

Inspiriert von einer Ausschreibung für eine Kühlanlage, veröffentlichte er 1871 ein Konzept für seine Kältemaschine. August Deiglmayr, Direktor der größten österreichischen Brauerei Dreher, las den Artikel und kontaktierte Linde, der zum damaligen Zeitpunkt als Hochschullehrer am Polytechnikum sein Geld verdiente. Mit Gabriel Sedlmayr, dem Inhaber der Spaten-Brauerei in München, finanzierte er die technischen Versuche zur Umsetzung des Konzepts. Zwei Jahre später erhielt Carl von Linde ein Patent für seine Kältemaschine (1873), das er später vereinfachte und verbesserte, indem er Ammoniak als Kältemittel verwendete. Diese neuartige Kältemaschine fand nicht nur bei den Brauereien in München großes Interesse, sondern bei nahezu allen Brauereien in Europa.

Carl von Linde Kältemaschine

Auch die Geschäftsführung der Münchner Brauerei Paulaner beauftragte die Maschinenfabrik Augsburg (heute MAN SE) mit der Errichtung einer Kältemaschine für den Standort München. Inzwischen steht sie unter Denkmalschutz, weil es sich um die älteste, noch intakte Kältemaschine der Welt. Sie steht in einem kleinen unscheinbaren Raum, den man über einen kleinen Steg über den Auer Mühlbach betritt. Während der Brauereibesichtigung stimmt ein kurzer Film thematisch darauf ein.

3. Carl von Linde gründet die Linde AG

Carl von Linde und seine Geschäftspartner erkannten das Potenzial dieser Erfindung und gründeten am 21. Juni 1879 die „Gesellschaft für Linde`s Eismaschinen AG“ in Wiesbaden. Der Erfinder leitete das Unternehmen zu Beginn als einziger Vorstand, während die Mitgründer Gabriel Sedlmayr, Georg Krauß, Heinrich von Buz (Maschinenfabrik Augsburg), Carl Lang und Gustav Jung (Mainzer Aktien-Bierbrauerei) den Aufsichtsrat besetzten. Das Unternehmen spezialisierte sich auf die Herstellung und den Verkauf von Kältemaschinen, die auf große Nachfrage in ganz Europa trafen, vor allem bei den großen Brauereien Europas. Carl von Linde blieb Linde-Vorstand, bis er nach 11 Jahren wieder an die Technische Hochschule in München zurückkehrte und die Unternehmensleitung an Friedrich Schipper übergab, der diese Rolle für 39 Jahre ausfüllte.

Heute ist Linde ein börsennotierter Industriekonzern mit Sitz in Dublin und operativer Zentrale im britischen Guildford, nachdem die Linde AG 2018 mit dem Konkurrenten Praxair fusioniert wurde. Kerngeschäft des Industriegiganten sind Gase und Anlagen zur Gewinnung und Herstellung von Gasen für die industrielle Anwendung.

Carl von Linde und die Erfindung der Kältemaschine
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