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In München steht ein Hofbräuhaus

In München steht ein Hofbräuhaus, dessen Atmosphäre und erfrischendes Bier seit 1589 genauso einzigartig sind wie die schönsten Sehenswürdigkeiten und Attraktionen der Stadt. Den Grundstein legte Herzog Wilhelm V. der Fromme von Bayern, der nicht nur als streng gläubiger Katholik bekannt war, sondern auch für seinen unstillbaren Durst auf ein gutes Bier. Heute ist das Münchner Hofbräuhaus am Platzl ein echtes Wahrzeichen der Stadt, das Jahr für Jahr Millionen von Besuchern mit bayerischen Spezialitäten und Bier beglückt. Begleiten Sie mich auf einer Tour durch das berühmteste Wirtshaus der Welt und seine Geschichte.

Inhalt:

  1. Einleitung
  2. Gründung des Münchner Hofbräuhaus (1589)
  3. Weißbiermonopol und erster Umzug der Brauerei (1602-1607)
  4. Elias Pichler erfindet den Maibock (1614)
  5. Das Hofbräuhaus und der Dreißigjährige Krieg (1618-1648)
  6. Napoleon und die Koalitionskriege (1792-1815)
  7. Königliches Hofbräuhaus ab 1806
  8. Industrialisierung der Brauereien ab 1820
  9. Eigentümerwechsel beim Münchner Hofbräuhaus (1852)
  10. Umzug der Brauerei nach Haidhausen (1894-1896)
  11. Umbau des Hofbräuhauses zum Wirtshaus (1896-1897)
  12. Hofbräuhaus München während des Nationalsozialismus (1920-1945)
  13. Münchner Hofbräuhaus wird nahezu vollständig zerstört (1944)
  14. Hofbräu erstmals mit Festzelt auf dem Oktoberfest (1952)
  15. Umzug der Brauerei nach München-Riem (1987)
  16. Wirtschaftliche Bedeutung für München und Bayern
  17. Internationales Geschäft durch Lizenzierung und Franchising
  18. Brautradition und Biere im Hofbräuhaus
  19. Kulinarische Spezialitäten im Hofbräuhaus
  20. Legendäre Veranstaltungen und berühmte Gäste
Eingang zum Münchner Hofbräuhaus am Platzl

1. Einleitung

Inmitten der malerischen Altstadt von München, ganz in der Nähe zum Marienplatz und umgeben von unzähligen Sehenswürdigkeiten, steht das Münchner Hofbräuhaus am Platzl. Nicht nur für die Münchner ist das Hofbräuhaus ein fester Bestandteil ihrer Stadt. Menschen aus aller Welt pilgern Jahr für Jahr vom Marienplatz zum Platzl in die Altstadt, um die besondere Atmosphäre dieses Wirtshauses zu erleben. Die Kombination aus Tradition, Geselligkeit und Gastfreundschaft ist hier in allen Ecken zu spüren.

Seit der Gründung im Jahr 1589 durch Herzog Wilhelm V. der Fromme von Bayern hat es sich zu einem der bekanntesten Bierhäuser der Welt entwickelt. Seine Geschichte ist eng mit der Geschichte von München und des Freistaats Bayern verknüpft. Es erlebte die Herrschaft der Wittelsbacher Herzöge, das Königreich Bayern, die Revolution und die dunkle Zeit zweier Weltkriege und des Nationalsozialismus in Deutschland. Es musste sich im Laufe der Zeit immer wieder neu erfinden und an die Umstände der Zeit anpassen, allerdings ohne seinen einzigartigen Charakter und seine Tradition zu verlieren.

Das Bier, das im Bräustüberl und in der Schwemme ausgeschenkt wird, soll nicht nur den Durst seiner Gäste stillen. Es ist das Ergebnis von mehr als vier Jahrhunderten Braukunst und ein Symbol für die bayerische Lebensart. Für manche ist es auch eine Hommage an die Leidenschaft eines Wittelsbacher Herzogs, der für seinen unerschütterlichen Durst auf gutes Bier bekannt war. Die Qualität und der Geschmack der Biere haben sich im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert. Damals wie heute werden sie streng nach dem Reinheitsgebot ausschließlich mit Wasser, Hopfen und Malz gebraut.

Weißwurstfrühstück im Münchner Hofbräuhaus

Lassen Sie uns in die spannende Geschichte eintauchen und einen Blick auf die rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse werfen, um zu verstehen, welche Bedeutung das Hofbräuhaus, die Brauerei und die Marke Hofbräu für die Stadt München und den Freistaat Bayern haben.

2. Gründung des Münchner Hofbräuhaus (1589)

Die Wurzeln des Münchner Hofbräuhauses reichen weiter zurück, als seine offizielle Gründung im Jahr 1589 vermuten lässt. Zu dieser Zeit stand Herzog Wilhelm V. der Fromme von Bayern an der Spitze des Landes. Seine tiefe Bindung zum Papst in Rom und zum katholischen Glauben sowie sein unstillbarer Durst auf ein gutes Bier gehörten zu seinen Markenzeichen. Das Gründungsdatum fiel in eine Epoche, die von den Auswirkungen der Reformation geprägt war, die Martin Luther mit seinen 95 Thesen am 31. Oktober 1517 in Wittenberg ausgelöst hatte. Mit diesem symbolischen Akt forderte Luther eine grundlegende Reform der Katholischen Kirche, insbesondere in Bezug auf den Ablasshandel zur Finanzierung des Petersdoms in Rom.

Luthers Thesen verbreiteten sich wie ein Lauffeuer durch ganz Europa, angefeuert durch die Erfindung des neuartigen Buchdrucks von Johannes Gutenberg etwa 60 Jahre zuvor. Die Reformation führte zu einer tiefen Spaltung des Christentums in verschiedene Konfessionen. Diese mündete schließlich im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648, der die Herrschaftshäuser Europas nachhaltig erschütterte.

Die Glaubensfrage war letztendlich auch ein Auslöser dafür, dass Herzog Wilhelm V. beschloss, sein Bier in München selbst zu brauen und den teuren Import aus dem nunmehr protestantischen Einbeck in Niedersachsen zu beenden. Allerdings wollte Herzog Wilhelm V. keinesfalls auf die gewohnte Qualität seiner Biere verzichten. Im Rahmen der Beratungen mit seinen Räten und Kammermeistern entschied er sich im September 1589 für ein eigenes Brauhaus in München, das im Alten Hof entstehen sollte. Als Architekt, Bauherr und erster Braumeister berief er Heimeran Pongraz aus dem Kloster Geisenfeld in der Hallertau.

3. Erstes Weißes Brauhaus in München (1602-1607)

Die Errichtung des mittlerweile legendären Hofbräuhauses am Platzl steht in engem Zusammenhang mit dem späteren Kurfürsten Maximilian I. Dieser prägte maßgeblich die Einführung der Weißbiere in Bayern, die als neuer Trend gegen Ende des 15. Jahrhunderts aus Böhmen nach Bayern gelangten. Aufgrund des geltenden Reinheitsgebots von 1516, das im Herzogtum Bayern ausschließlich die Verwendung von Wasser, Hopfen und Malz als Brauzutaten zuließ, konnte sich die neue obergärige Brauart nicht flächendeckend etablieren. Nur den niederbayerischen Adelsfamilien Degenberger und Schwarzenberger war es seit 1548 gestattet, zwischen Donau und Bayerischem Wald Weizenbier zu brauen und zu verkaufen. Damit sollte die Einfuhr des süffigen und beliebten Weizenbiers aus Böhmen begrenzt werden.

Reiterstandbild mit Kurfürst Maximilian I. von Bayern

Als der letzte männliche Nachfahre der Familie Degenberger 1602 verstarb, fiel der gesamte Nachlass aufgrund eines Erbvertrages an den Wittelsbacher Herzog Maximilian I. Da das Weißbiermonopol der Degenberger Brauhäuser ein profitables Geschäft war, wurde es unter der Regie von Herzog Maximilian I. weitergeführt und ausgebaut. Er kaufte bereits bestehende Weißbierbrauereien auf oder zwang sie durch immense Abgaben zur Aufgabe. Gleichzeitig gründete er in mehreren bayerischen Städten „weiße Brauhäuser“, die von der Kämmerern überwacht und zu lukrativen Geldquellen ausgebaut wurden. Auch in München entstand 1607 an der Ostseite des Platzl ein weißes Brauhaus: das inzwischen weltberühmte Hofbräuhaus am Platzl.

Ab 1610 erging an alle Gasthäuser die eindringliche Einladung, das herzogliche Weißbier auszuschenken. Auf dem Höhepunkt der „weißen Brauhäuser“ generierte Herzog Maximilian I. rund ein Drittel der gesamten Einnahmen durch die Erträge aus den eigenen Gasthäusern, aber vor allem durch die Einkünfte aus dem Weißbiermonopol.

4. Elias Pichler erfindet den Maibock (1614)

Nach dem Tod des Braumeisters Heimeran Pongraz 1612 übernahm Elias Pichler aus Einbeck die Leitung im Herzoglich Braunen Hofbräuhaus München und bewies nur zwei Jahre später sein Können. Nachdem er unentwegt mit den erlaubten Zutaten experimentiert hatte, gelangt ihm 1614 der Durchbruch, als er erstmals das Ainpökisch Bier vorstellen konnte. Es war der Vorläufer des legendären Hofbräu Maibock, der die Stadt während des Dreißigjährigen Krieges vor dem Untergang bewahren sollte.

5. Dreißigjähriger Krieg (1618-1648)

Luthers Thesen und die dadurch ausgelösten Spannungen zwischen der Katholischen Kirche und ihren Verbündeten einerseits und den Anhängern der Reformation andererseits führte 1618 schließlich zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Für die Herrschaftshäuser in Europa, für das Herzogtum Bayern und insbesondere die Stadt München begann eine turbulente Epoche in ihrer Geschichte.

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) war einer der schlimmsten Konflikte in der europäischen Geschichte. Machtpolitische Ambitionen, territoriale Streitigkeiten und dynastische Interessen verschärften den Streit zwischen Katholiken und Anhängern der Reformation. Die Bevölkerung in Bayern litt enorm unter Gewalt, Plünderungen, Hunger und Krankheiten.

1632 standen die Truppen aus Schweden unter König Gustav Adolph unmittelbar vor München und drohten, die Stadt zu plündern. Dieses Schicksal konnten die Münchner allerdings abwenden. Die Legende besagt, dass sie den schwedischen Soldaten 344 Eimer gefüllt mit Maibock als Gegenleistung für die Sicherheit der Stadt anboten. Die Truppen von König Gustav Adolph nahmen das Angebot an und hielten ihr Versprechen. München blieb verschont.

Der Dreißigjährige Krieg endete schließlich mit dem Westfälischen Frieden 1648, der die religiöse und politische Landschaft Europas nachhaltig prägte. Es war der erste Friedensvertrag seiner Art, der den Weg für das moderne Verständnis von staatlicher Souveränität und religiöser Toleranz ebnete.

6. Napoleon und die Koalitionskriege (1792-1815)

Die Französische Revolution von 1789 bis 1799 war ein erneuter Auslöser für eine fatale Kette von Kriegen auf dem europäischen Kontinent und markierte eine entscheidende Wende in der europäischen Geschichte. Revolutionäre Kräfte in Frankreich stellten die bestehenden Machtstrukturen in Europa infrage und forderten eine neue Ordnung, geprägt von Werten und Idealen wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sowie der Anerkennung von Menschenrechten. Sie führte zu fundamentalen politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in ganz Europa und legten das Fundament für unser heutiges Verständnis von Demokratie.

In diesem Kontext blieben auch militärische Auseinandersetzungen nicht aus, bekannt als die Koalitionskriege, die sich von 1792 bis 1815 erstreckten und den europäischen Kontinent erneut heimsuchten. Sie waren gekennzeichnet von dem Aufstieg und Niedergang des französischen Generals Napoleon Bonaparte, der sich am 2. Dezember 1804 in der Kathedrale Notre-Dame de Paris zum Kaiser der Franzosen ausrief. In einer legendären Zeremonie setzte er sich die Kaiserkrone selbst auf, obwohl Papst Pius VII. eigens zu diesem Anlass angereist war.

Im Zuge seiner Umgestaltung Europas veranlasste Napoleon weitreichende territoriale und politische Veränderungen, um seine Macht als Kaiser der Franzosen zu festigen und das militärische Gleichgewicht in Europa zu seinen Gunsten zu verändern.

7. Königliches Hofbräuhaus ab 1806

Als Zeichen der Anerkennung für die Bündnistreue erhob Napoleon Bayern im bayerisch-französischen Vertrag von Brünn im Dezember 1805 und im Frieden von Pressburg zum Königreich. Der Wittelsbacher Max Joseph wurde am 1. Januar 1806 in München als Maximilian I. Joseph zum ersten König Bayerns proklamiert. Für Napoleon war es eine strategische Entscheidung, um Bayern an das französische Kaiserreich zu binden und als Gegengewicht zu den österreichischen und preußischen Mächten zu positionieren.

Unter der Regentschaft von König Max Joseph folgten im Königreich Bayern einschneidende Reformen und territoriale Veränderungen. Einer seiner wichtigsten Minister war Maximilian von Montgelas, der die Grundlagen des modernen bayerischen Staates formte. Ein bedeutender Fortschritt war die Konstitution des Königreichs Bayern von 1808, eine der ersten Verfassungen mit Grundrechten für die Bürger Bayerns.

Als Königliches Hofbräuhaus nahm die Popularität der Brauerei im Alten Hof weiter zu. Das Brauereigebäude im Alten Hof platzte jedoch schon aus allen Nähten und ließ daher keine Erweiterung der Kapazitäten zu. Der Umzug der Weißen Brauerei in das erweiterte Gebäude am Platzl war daher unvermeidlich. Das Timing war jedoch perfekt, um all die Gäste zur großen Hochzeit des Kronprinzen Ludwig von Bayern mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen 1810 zu bewirten. Anlässlich dieser Hochzeit fand in München das erste Oktoberfest mit einem großen Pferderennen auf Theresienwiese außerhalb der Stadt statt.

Im Oktober 1825 starb König Max Joseph. Er wurde in der Theatinerkirche am Odeonsplatz beigesetzt. Sein Sohn Ludwig I. folgte ihm auf den Thron. Dessen Regentschaft war geprägt von einer Umgestaltung der Stadt München in eine bedeutende europäische Metropole. Er initiierte zahlreiche architektonische Projekte und förderte die Wissenschaften, was München zu einem kulturellen und intellektuellen Zentrum machte. 1828 gestattete er per Dekret den öffentlichen Ausschank und die Bewirtung von Gästen im Hofbräuhaus, das hierfür erneut baulich umgestaltet wurde.

8. Industrialisierung der Brauereien ab 1820

Die Brauereien in München waren eine treibende Kraft für den Übergang vom handwerklichen zum industriellen Bierbrauen, der sich in Deutschlands Städten im Rahmen der Industrialisierung seit 1820 vollzog. Es begann auch eine fruchtbare Kooperation zwischen Praktikern und Akademikern, um den Brauprozess, die Lagerung und den Vertrieb zu verbessern und zu automatisieren.

9. Eigentümerwechsel beim Münchner Hofbräuhaus

König Ludwig I. sah sich 1848 trotz vieler Reformen in Bayern gezwungen, abzudanken und den Thron an seinen Sohn Maximilian II. zu übergeben. Einer der Gründe war eine Affäre des Königs mit Lola Montez, einer Hochstaplerin, die sich als feine Dame aus einem spanischen Adelsgeschlecht namens Porris y Montez ausgab. Berauscht von ihren blauen Augen und der Vorstellung des verbotenen Abenteuers mit einer spanischen Adligen merkte der König nicht, dass er von der jungen irischen Tänzerin Elizabeth Rosanna Gilbert an der Nase herumgeführt wurde.

Auch nach der Münchner Bierrevolution im März 1844 ebbten die Klagen der Münchner Privatbrauereien und Wirte gegen das königliche Hofbräuhaus in der Stadt nicht ab. Schließlich entschied sich König Maximilian II. dazu, das Hofbräuhaus samt Brauerei und Gasthaus dem bayerischen Staat zu übergeben. Der Vollzug erfolgte 1852, aber die maßgebenden Motive des Königs bleiben bis heute unklar.

10. Umzug der Brauerei nach Haidhausen (1894-1896)

Prinzregent Luitpold ließ die Brauerei von 1894 bis 1896 nach Haidhausen verlegen, da Brauerei und Ausschank im gleichen Gebäude am Platzl nicht mehr zeitgemäß war.

11. Umbau zum berühmten Wirtshaus (1896-1897)

Für das Hofbräuhaus am Platzl hatte der bayerische Staat als Eigentümer andere Pläne. Es sollte ein großer Bierpalast in der Münchner Altstadt entstehen. Den Auftrag zur Planung und Umgestaltung zum berühmten Wirtshaus erhielt der junge Architekt Max Littmann, der hierzu mit seinem Schwiegervater die Firma Heilmann & Littmann OHG gründete. Es war einer der ersten prestigeträchtigen Aufträge, mit deren Hilfe eins der größten Bauunternehmen in Süddeutschland entstand.

Am 2. September 1896 wurde das alte Sudhaus abgerissen und dessen Stelle entstand die Schwemme, die am 9. Februar 1897 in Betrieb gehen konnte. Nach dem Abbruch des Verwaltungsgebäude und der Errichtung eines großen Gaststättenbereichs konnte das neue Hofbräuhaus am 22. September 1897 in seiner neuen Form feierlich eröffnet werden. Die Kosten für den Umbau beliefen sich angeblich auf 819.000 Goldmark.

Joseph Wittmann ist der erste Pächter, dem das neugestaltete Hofbräuhaus anvertraut wird.

12. Die Zeit des Nationalsozialismus (1920-1945)

Die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland war auch für das Münchner Hofbräuhaus eine Epoche, an die man sich nicht gerne erinnert. Das Wirtshaus mit der großen Schwemme im Erdgeschoss wurde wie andere deutsche Bierpaläste für öffentliche Versammlungen und Propaganda missbraucht. Im Festsaal hielt die Deutsche Arbeiterpartei am 24. Februar 1920 eine Versammlung ab, in der sie sich in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannte. Adolf Hitler präsentierte das neue 25-Punkte-Parteiprogramm, das den ideologischen Rahmen für die nationalsozialistische Bewegung bildete.

Im Februar 1939 ließ Hitler dem bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert eine Anordnung übergeben, dass der Name „Königliches Hofbräuhaus München“ künftig „Hofbräuhaus zu München“ lauten solle. Notgedrungen folgte man in Bayern der Anordnung und den historischen Tatsachen: Das Hofbräuhaus erhielt seinen heutigen Namen: Staatliches Hofbräuhaus München.

13. Bombardement der Alliierten auf München (1944)

Während des Zweiten Weltkriegs zerstörten die Bomben der Alliierten fast die gesamte Münchner Altstadt mit all ihren Sehenswürdigkeiten. Auch das Hofbräuhaus wurde schwer getroffen. Nur die Schwemme überstand das Bombardement, das 1944 seinen Höhepunkt erreichte.

Valentin Emmert war der erste Wirt, der das Hofbräuhaus im Herbst 1945 übernahm und die Ruinen notdürftig sanierte, um einen provisorischen Gastronomie-Betrieb aufzunehmen. Währenddessen begann der Wiederaufbau der Gebäude, der bis 1965 andauerte. Zur Jubiläumsfeier der Stadt München anlässlich ihres 800-jährigen Bestehens war immerhin schon der Festsaal fertig, um rund 2000 geladene Gäste zu bewirten.

14. Hofbräu auf dem Oktoberfest (1952)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 begann in München der Wiederaufbau, da weite Teile der Stadt nahezu vollständig zerstört waren. Ein wichtiges positives Zeichen war die Wiederbelebung des Oktoberfests ab 1949.

Das Jahr 1950 gilt daher als ein besonderes Datum in der Geschichte des Oktoberfests, weil der beliebte Oberbürgermeister Thomas Wimmer das traditionelle Anzapfen des ersten Bierfasses mit dem Ausruf „O’zapft is“ offiziell eröffnete.

Ab 1952 war auch Hofbräu mit einem eigenen Festzelt auf dem Oktoberfest vertreten, was für die Marke Hofbräu ein entscheidender Schritt nach vorn war. Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 in München präsentierte Hofbräu sogar ein komplett neues Festzelt auf dem Oktoberfest, das eine Fläche von mehr als 5.000 Quadratmetern hatte und rund 10.000 Besuchern Platz bot.

Hofbräu Festzelt auf dem Oktoberfest
Hofbräu Festzelt auf dem Oktoberfest in München

15. Umzug der Brauerei nach München-Riem (1987)

Nachdem die Brauerei 1896 ihren Betrieb im Hofbräukeller in Haidhausen aufgenommen hatte, stieß sie nach weniger als 100 Jahren auch dort schon wieder an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Pläne zur erneuten Verlegung der Brauerei an den Stadtrand von München gab es daher schon länger in der Schublade. Die tatsächliche Realisierung erfolgte schließlich 1987/88, nachdem ein großer Brand in der Mälzerei im April 1987 ohnehin den Standort in Haidhausen komplett zerstört hatte.

Mit dem Umzug an den neuen Standort in München-Riem mit eigenem Brunnen wurde die Brauerei auf den modernsten Stand der Technik gebracht. Mit einem Schlag hatte Hofbräu die modernsten Brauanlagen und galt als eine der fortschrittlichsten Brauereien Europas, die jährlich rund 250.000 Hektoliter Bier brauen konnte. Zudem hatte die Brauerei dort eine optimale Anbindung an Schiene und Straße, die als wichtige Standortfaktoren für eine Brauerei nicht unerheblich sind. Um die steigende Nachfrage sowohl im Inland als auch international zu decken, erhielt die Brauerei 1995 weitere vier neue Lagertanks.

2013 investierte der Freistaat Bayern mit dem Bau eines neuen Logistikzentrums in München-Riem erneut in den Ausbau der Brauerei, was den wirtschaftlichen Erfolg im In- und Ausland weiter befeuerte. In den Jahren 2016/17 folgte die Modernisierung der Flaschenfüllerei. Auch das Sudhaus wurde in den Jahren 2018/19 modernisiert und erweitert.

16. Wirtschaftliche Bedeutung für München und Bayern

Das Münchner Hofbräuhaus und die Brauerei sind nicht nur für die Geschichte der Stadt von Bedeutung, sondern tragen auch erheblich zu den Staatseinnahmen der Stadt München und des Freistaats Bayern bei.

Als eine der größten Brauereien in Bayern generiert die Hofbräu München Brauerei beträchtliche direkte Einnahmen durch den lokalen Verkauf von Bier und anderen Getränken, aber auch durch die Erlöse aus dem Export. Das Vertriebsgebiet im Ausland umfasst neben den USA vorwiegend die Länder Italien, Ungarn, Österreich und China. Mit einem positiven Ergebnis von fast 5 Millionen Euro nach Ertragsteuern erzielte Hofbräu München einen neuen Rekord.

Sowohl das Münchner Hofbräuhaus als auch die Brauerei sind wichtige Arbeitgeber in München und Umgebung. Sie bieten zahlreiche Arbeitsplätze in der Brauerei, im Gastgewerbe und in der Verwaltung, was zur lokalen Wirtschaft und zur Kaufkraft der Bevölkerung beiträgt.

Das Hofbräuhaus am Platzl gehört zu den schönsten Sehenswürdigkeit der Stadt und ist eine der beliebtesten Attraktionen, die jedes Jahr Hunderttausende von Besuchern anzieht. Dies fördert den Tourismus in München und bringt indirekte Einnahmen für die Stadt- und Staatskasse mit sich, etwa durch Hotelübernachtungen, Restaurantbesuche und Souvenirverkäufe.

Pro Jahr zählt das berühmteste Wirtshaus der Welt am Platzl mehr als 1 Million Besucher, an die rund 17.000 Hektoliter Bier im Bräustüberl und in der Schwemme ausgeschenkt werden.

Hofbräu München

Die Hofbräu-Marke ist ein weithin bekanntes Symbol für die hohe Braukunst in München und trägt so zur Attraktivität von München und Bayern bei, was wiederum indirekte wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt, etwa durch die Förderung des Tourismus und die Schaffung eines attraktiven Geschäftsklimas.

Seit dem Umzug der Brauerei an den neuen Standort in München-Riem konnte sie ihr internationales Geschäft deutlich ausweiten, wobei der Export ins Ausland erstmals 2014 auf über 50 % des Umsatzvolumens anstieg. Neben den modernen Bauanlagen spielen auch die starke Marke Hofbräu München, das bekannte Hofbräuhaus am Platzl und die Assoziation mit dem Oktoberfest zu den treibenden Kräften.

17. International durch Lizenzierung und Franchising

Die Strategie der Unternehmensführung im Hinblick auf den weiteren Ausbau des Auslandsgeschäfts basiert auf drei Säulen: Export, Lizenzierung und Franchising.

Hofbräu München exportiert seine Biere in über 40 Länder, wobei die USA und Italien zu den Hauptmärkten gehören und vor allem mit Mehrweg-Fässern beliefert werden. Unter einer Lizenz wird das Hofbräu München Bier in eigenen Gasthausbrauereien in den USA, China, Ungarn gebraut, wobei auch dort die hohen Qualitätsstandards und das Reinheitsgebot zur Anwendung kommen. Zu den größten Lizenznehmern gehören die Brauerei Dreher Sörgyárak Rt. mit einem Hofbräuhaus in Budapest und die Beijing Yanjing Beer Company Limited mit einem Hofbräuhaus in Jiangyin an der Ostküste von China.

Franchising ist die dritte Säule, auf der Hofbräu München sein Geschäft im In- und Ausland ausbauen konnte. Der erfolgreiche Unternehmer Ray Croc hat es 1955 erfunden und McDonalds mit seiner Geschäftsidee zu einer der erfolgreichsten Fast-Food-Ketten gemacht. Der lokale Investor trägt sämtliche Kosten für den Aufbau und zahlt zusätzlich jährliche Lizenzgebühren für die Nutzung der Marke Hofbräu. Wie beim Franchising üblich gibt es ein umfangreiches Handbuch, das die konkreten Anforderungen an den Betrieb des Gasthauses vertraglich fixiert.

Inzwischen haben viele das bewährte Franchise-System kopiert. Auch Hofbräu ist sehr erfolgreich beim Franchising des Gasthaus-Konzepts, mit dem das Hofbräuhaus am Platzl so berühmt geworden ist. Die Eröffnung des Hofbräuhauses in Dubai 1993 war der Startschuss. 2003 folgten die Eröffnungen in Kentucky und Las Vegas (2004), beide in den USA. Aktuell kann man in den USA schon in 10 Städten ein Hofbräuhaus finden. 2015 eröffnet in Belo Horizonte in Brasilien das erste Hofbräuhaus in Südamerika.

Hofbräu-Gasthäuser werden aber auch in Deutschland an Franchisenehmer in großen Metropolen lizenziert, unter anderem das Hofbräu zur Frauenkirche in Dresden (2015), das Hofbräuhaus in Hannover (2016) und das Hofbräuhaus in Bielefeld (2021).

18. Brautradition und Biere im Hofbräuhaus

Das Staatliche Hofbräuhaus in München ist bekannt für seine ober- und untergärigen Biere, die unter der Marke Hofbräu München angeboten werden. Die untergärigen Biere im Sortiment machen den größten Teil des Jahresumsatzes aus. Dazu gehören unter anderem der Klassiker Hofbräu Original, das Hofbräu Dunkel und die saisonalen Spezialitäten Hofbräu Maibock und Hofbräu Oktoberfestbier. Weiterhin produziert die Brauerei auch obergärige Biere wie Münchner Weiße und Hofbräu Schwarze Weiße. Insbesondere für die Starkbierzeit braut Hofbräu auch den Hofbräu Doppelbock. Das HB Pure ist ein spezielles Helles, das unter anderem in der Münchner Muffathalle und der Kultfabrik angeboten wird. Für die jährliche Münchner Biermesse „Braukunst Live“ braut Hofbräu noch ein spezielles Craftbier „Hallodri“.

„Hofbräu München steht für das leidenschaftliche Bekenntnis zur Stadt, ihren Menschen und dem bayerischen Lebensgefühl. Den Blick in die Zukunft gerichtet, aber mit den Füßen fest in bayerischer Tradition und Braukunst verwurzelt: Mit diesem Rezept gelingt es uns, die Marke Hofbräu mit ihren feinen Bieren zu pflegen und sorgsam weiterzuentwickeln – auch auf internationalen Märkten.“

19. Kulinarische Spezialitäten im Hofbräuhaus

20. Legendäre Veranstaltungen und berühmte Gäste

Als wäre der Besuch des Hofbräuhauses nicht schon für sich eine Attraktion, gibt es während des gesamten Jahres besondere Veranstaltungen, die das Vergnügen nochmals steigern. Ein besondere Veranstaltung ist freilich der Maibockanstich, bei dem der bayerische Finanzminister nicht nur die Starkbier-Saison eröffnet, sondern auch das erste Fass Maibock anzapft.

In München steht ein Hofbräuhaus
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